Zwangsarbeiter
„Für die Deutschen waren wir schweigende Ware“, sagte Katerina Derewjanko. Sie wurde als 17-Jährige aus ihrer ukrainischen Heimat verschleppt, um Zwangsarbeit bei der „Eibia“ zu leisten. Zwischen Liebenau und Steyerberg entstand im Sommer 1939 die Pulverfabrik Eibia. Dort wurden in 356 teils unterirdischen Betongebäuden Pulvergrundstoffe, Pulver und Raketentreibsätze hergestellt. Über 11000 Menschen kamen bei der Produktion zum Einsatz. Bei den Arbeitskräften handelte es sich um Kriegsgefangene, Fremdarbeiter und Zwangsarbeiter sowie Zwangsarbeiterinnen. Sie kamen vor allen Dingen aus der Sowjetunion und den osteuropäischen Ländern.

Außerdem wurden Häftlinge aus dem Arbeitserziehungslager“ Liebenau (siehe auch Kapitel Kriegsbeginn/Dokumente) zu der harten Arbeit herangezogen.

Schlechte Ernährung, fehlende ärztliche Versorgung und schwere Misshandlungen forderten mehr als 2000 Todesopfer.

Quelle: Bodo Förster/Martin Guse: „Ich war in eurem Alter, als sie mich abholten!“ Zur Zwangsarbeit der ukrainischen Familie Derewjanko in Berlin-Schöneberg und Steyerberg/Liebenau 1943 bis 1945; Herausg.: Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau e.V., Förderverein Sophie-Scholl-Oberschule Berlin; Berlin 2002

Auch in Nienburg gab es viele Zwangsarbeiter. Sie waren unter anderem in einem bereits abgerissenen Gebäude hinter dem Hakenhof untergebracht. Das sogenannte „Stadtlager“ bestand seit 1941. In der Lemker Straße 11 befand sich das Lager „Anker“. Außerdem waren die „Fremdarbeiterinnen“ und „Fremdarbeiter“ direkt auf dem Werksgelände untergebracht. Es gab Baracken auf dem Gelände der Bahnmeisterei (Stöckser Straße 1), der Kali-Chemie (Große Drakenburger Straße 66 und 103a), der Firma Stolle (Gemeinschaftslager „Köhlerberge“, Mindener Landstraße 48 bis 50), des Sägewerks Rabe (Lager „Hera“, Henriettenstraße 32) und der Metallwarenfabrik Thies (Hüttenstraße).
Die Frauen und Männer wurden zu Arbeiten in der Leimfabrik Ratjen, der Wilhelmshütte, der Zimmerei Ernsting, dem Motoren-Instandsetzungs-Werk, der Firma Göllner sowie in kleineren und mittleren Betrieben herangezogen. Außerdem mussten sie als Landarbeiter und als Dienstmädchen arbeiten. Mehr als 50 Prozent der sowjetischen Zwangsarbeitskräfte waren Frauen.

Quelle: Patricia Berger/Frank Thomas Gatter/Hans Klusmann-Burmeister: In fremder Erde namenlos begraben – Das Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Nienburg 1941 bis 1945; Beiträge zur Nienburger Stadtgeschichte, Reihe A Band 6, Nienburg 1991
Die Illustration zeigt: Bunker B. 3330/3R in der Pulverfabrik Liebenau. Jugendliche Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, in der Mitte: Katerina Derewjanko.