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Katerina Derewjanko
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Geb. 20.9.1925 in Charkow/Ukraine Im Frühjahr 1943 nach Deutschland verschleppt Von Mai 1943 bis April 1945 Zwangsarbeit in der Pulverfabrik "Eibia" in Liebenau Rückkehr nach Hause im Juni 1945 Lehrerin und Ausbilderin Wiedersehen mit Liebenau im Mai 1998 |
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„...Aus Pawenkowo wurde ich dann endgültig deportiert. (…) Die sind durch die Häuser gegangen und haben gesagt, dass ich die Sachen packen soll und mich zum Sammelplatz zu begeben habe. Darüber hinaus sagten sie nichts. Die haben uns in Waggons verladen und einfach abgefahren. Das „Ostarbeiterlager“ war von allen anderen Lagern isoliert. Alle Arbeiter durften sich im Lager frei bewegen, aber die umzäunte, mit Stacheldraht abgesperrte Zone des Lagers nicht verlassen. Auf dem Weg zur Arbeit und von der Arbeit zurück wurden wir von einem Konvoi Wachmännern begleitet. Der Weg, den wir immer gegangen sind, führte durch die Mitte des Lagers. Dort, am Ende des Lagers, und des Lagerweges befand sich ein großes Tor. Dort haben wir uns versammelt, wenn wir zur Arbeit gingen. (…) In unmittelbarer Nähe unseres Lagers war dann auch ein Friedhof. Ich weiß, dass dieser Friedhof direkt hinter dem Weg lag, der zum Werk führte. Die Toten wurden über den Weg zum Friedhof geschafft. Die Gräber wurden ausgehoben, die Leichen hineingelegt und das Grab wieder zugeschüttet. Das waren unsere Toten und die toten Kriegsgefangenen. An einem Sonnabend und am Sonntag, als ich mich schlecht gefühlt habe, bin ich im Lager geblieben. Ich wurde dann von einem Gendarmen abgeholt. Ich musste also ins Werk, obwohl ich Fieber hatte. Als ich dann in die Werkhalle kam, habe ich auch gearbeitet. Doch als das Brot kam, auf das sich alle heißhungrig draufstürzten, ging es mir so schlecht, dass ich es nicht essen konnte. Daraufhin sagte dann die Aufseherin: „Aha, es geht ihr schlecht sie ist wirklich krank, wenn sie nicht einmal etwas isst.“ Ich konnte mich dann ausruhen und habe diese Lagermilch bekommen. So eine verdünnte Milch. Und diese Milch hat mich eigentlich gerettet. Ich wusste nämlich, dass ich, wenn ich noch stärker erkranken würde, in ein anderes Lager kommen würde und dann nie wieder zurückkäme. Das wussten wir! Ich habe von den Deutschen eine sehr tiefe Wunde bekommen, auch in meiner Seele. Ich war zwei Jahre in Deutschland. Ich war zwanzig Jahre verheiratet. Ich habe einen sehr guten Mann gehabt. (…) Vor zehn Jahren ist er verstorben. Und heute habe ich das Gefühl, als wenn es diese zwanzig Jahre Ehe nicht gegeben hat. Aber diese verdammten zwei Jahre in Deutschland quälen mich das ganze Leben!....“ Aus: Bodo Förster/Martin Guse: „Ich war in eurem Alter, als sie mich abholten!“ Zur Zwangsarbeit der ukrainischen Familie Derewjanko in Berlin-Schöneberg und Steyerberg/Liebenau 1943 bis 1945; Herausg.: Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau e.V., Förderverein Sophie-Scholl-Oberschule Berlin; Berlin 2002 |
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