Portrait Ilse Gieseking
Ilse Gieseking
„...1937 begann für mich das Berufsleben. Ich war ein Jahr bei der Kreisbauernschaft beschäftigt, Abteilung „ES“. Und musste Kartei führen über angebautes und abzulieferndes Getreide und verkaufte Rinder. Das war mir zu blöde, denn ich schrieb 240 Silben Stenografie. Daraufhin wechselte ich 1938 am 1. Juni zur Bank Als der Krieg ausbrach, wusste ich, was die Abteilung „ES“ – Ernährungssicherung – zu bedeuten hatte. Die Vorbereitung für die Ernährungssicherung im Krieg...“

„...Ich stand mit einem Schulfreund im Briefwechsel, dessen Familie 1937 nach England gegangen war. Der Vater war Russe und hatte in Deutschland nur Schwierigkeiten. Am 26.9.38 schrieb dieser Freund in einem Brief: „Hoffentlich wird dies nicht mein letzter Brief für eine lange Zeit sein. Denn wenn Deutschland und England gegeneinander Krieg machen werden, wird wohl jeglicher Briefwechsel verboten sein. Es ist trostlos in Europa. Krieg ist noch näher als im August 1914.“...“

„...Am 1. September 1939 begann dann der Krieg mit dem Polenfeldzug. Der war ja ziemlich schnell vorbei, auch der Krieg in Frankreich. Man hoffte, dass es nicht mehr lange dauern würde. Mein Bruder war zwar schon eingezogen. Im August 1940 verbrachte ich meinen Urlaub im Harz, lernte dort meinen Verlobten kennen. Und dann kam 1941 der Krieg gegen Russland. Ich war niemals ein begeisterter „Hurra-Schreier“ bei den Siegen in Polen und Frankreich. Aber als der Russlandfeldzug begann, habe ich geweint, denn ich sah den Krieg verloren. Russland war für mich so unendlich und ich dachte, wie es Napoleon ergangen war...“
llse Gieseking

geb. 6.9.1921 in Nienburg
Von 1928 bis 1936 in der Leintorschule
Ab 1938 Handlungsbevollmächtigte bei der Norddeutschen Kreditbank in Nienburg
Von 1954 bis 1984 bei der Commerzbank Nienburg, zuletzt als Prokuristin