Neue Heimat im „Churchill Camp“ | |||||
Als Anfang 1945 der Krieg zu Ende ging, wurde Nienburg für viele Menschen, die ihre Heimat im Osten und in Mitteldeutschland verlassen mussten, die erste Station auf ihrer Flucht. Flüchtlinge und Vertriebene, die täglich mit Zügen am Bahnhof ankamen, fanden zunächst im „Churchill Camp“ an der Ziegelkampstraße oder im Lager „Anker“ an der Oyler Straße eine Bleibe. Die Holz- und Stein-Baracken hatten bis dahin Kriegsgefangene bewohnt. Das Elend war unvorstellbar. „Es spottete bei der Zusammenpferchung der Menschen aller menschlichen, sittlichen und sanitären Begriffe“, heißt es in einem Artikel der örtlichen Presse damals. Weiter: „Jeder Nienburger, der sich weigert, Flüchtlinge aufzunehmen, soll einmal den kleinen Weg zu den Baracken machen und sich die auf Stroh am Boden liegenden Familien ansehen, die Kinder, sie dort Schularbeiten machen müssen und die wenigen, offenen Latrinen, die vom ganzen Lager benutzt werden.“ Im Herbst 1947 gab es deshalb einen Aufruf an Nienburger Familien, Flüchtlingskinder aufzunehmen. Rund 200 Kinder fanden dadurch eine gute Betreuung. |
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Zwischen 1939 und 1948 hatte sich die Einwohnerzahl Nienburgs um 77 Prozent auf 21115 Bürgerinnen und Bürger erhöht. Ebenso sah es auf den umliegenden Dörfern aus. Bis zum Jahr 1949 mussten rund 54000 Evakuierte und Vertriebene das waren 46 Prozent der Kreisbevölkerung im Kreisgebiet aufgenommen werden. Am 3.8.1948 betrug die Zahl der Wohnungssuchenden in Nienburg 668 mit 2400 Personen. Ein extra eingesetzter Wohnraumkommissar konnte die Katastrophe auch nicht beheben. Am 25.11.1948 zählte man immer noch 185 Haushalte in den Ziegelkamp-Baracken. |
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Die Illustration zeigt unter Anderem: Flüchtlingslager Ziegelkampstraße, Gasthaus Mohme | |||||